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Thomas Tunsch: Geschichtsbuch oder Gesichtsbuch? Was Bilder wirklich sagen … / Facts or photos? The real meaning of pictures …

Stichwörter: Museum, Museumsdokumentation, Abbild, Bildwissenschaft, Digital Humanities, Semantic Web, Standards, CIDOC CRM, Cultural heritage, Kulturerbe, Open Access, Open Collection, Open Definition

(Eingereichter Vorschlag für die Konferenz EVA Berlin 2014)

KURZDARSTELLUNG: Bilder sind ein wesentlicher Bestandteil der Präsentation von Museen im WWW. Digitalisierungsstrategien setzen daher einen Schwerpunkt in der Herstellung visueller Digitalisate. Die Redewendung „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ scheint diese Praxis als selbstverständlich zu kennzeichnen. Aber ist der Informationsgehalt von Bildern dem von strukturierten Textinformationen in allen Bereichen von der Forschung bis zu Vermittlung überlegen? Die Bedeutung von Bildern im Informationsgefüge der Museumsdokumentation sollte sich in Online-Katalogen und ihren Nutzungsmöglichkeiten widerspiegeln. Dabei kann das CIDOC Conceptual Reference Model eine wertvolle Grundlage bei der Betrachtung der komplexen Zusammenhänge sein, wenn das Bild nicht nur als einem Museumsobjekt zugeordnete Information sondern selbst als Entität behandelt wird. Die differenzierte Einschätzung der Bedeutung von Bildern bezogen auf die Museumsaufgaben kann sowohl als Grundlage für die Weiterentwicklung und Vernetzung von Digitalisierungsstrategien dienen, als auch zur Diskussion über Informationsstrukturen anregen, in denen sich Text- und Bildinformationen im Semantic Web effizient ergänzen.

Einführung

Nicht nur die Zahl der Präsentation von Museen im WWW in Form von Online-Katalogen, Ausstellungen und verschiedenen anderen Formaten der Vermittlung von Wissen über die Museumssammlungen hat in den letzten zehn Jahren erheblich zugenommen, sondern auch die Vernetzung dieser Informationen in Portalen. Die neuen Qualitäten der digitalen Kopie, der Vernetzung von Informationen und die sich daraus ergebenden vielfältigen Möglichkeiten neuer Ausstellungs- und Vermittlungsstrategien für Museen sind besonders für visuelle Digitalisate und deren Verhältnis zu Textinformationen bedeutsam.[1]

Hauptaspekte

Das Verhältnis von Text- und Bildinformationen in der Museumsdokumentation ist durch komplexe Zusammenhänge gegennzeichnet, die es wissenschaftlich zu erfassen und für die Erfüllung wichtiger Museumsaufgaben im allgemeinen und die Weiterentwicklung und Vernetzung von Digitalisierungsstrategien im besonderen zu nutzen gilt. Museumsdokumentation muss daher durchgehend wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werden.[2][3]

Mit Hilfe des CIDOC Conceptual Reference Model können die komplexen Zusammenhänge standardisiert und damit vergleichbar gemacht werden.[4] Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist die veränderte Sichtweise auf das Bild, das dabei nicht nur als einem Museumsobjekt zugeordnete Information sondern selbst als Entität mit eigenen Metadaten und Informationsbeziehungen zu anderen Bildern behandelt wird. Die Erfassung dieser Komplexität ist gleichzeitig zur Aufbereitung von Text- und Bildinformationen für das Semantic Web erforderlich und stellt die Museen vor neue Herausforderungen.

Als traditionelle Gedächtnisorganisationen sind Museen bisher für die Definition des kulturellen Erbes und seine Bewahrung unverzichtbar. Durch die qualitativen und quanititativen Veränderungen im Informationsangebot einerseits und im Informationsverhalten der „digitalen Eingeborenen“ andererseits könnte diese Rolle jedoch in Frage gestellt werden, wenn Museen inbesondere ihre Vermittlungsstrategien nicht den sich verändernden Rahmenbedingungen anpassen.[5][6]

Zusammenfassung

Die Sammlungs- und Forschungsaufgaben der Museen sind traditionell der Einzigartigkeit von Sammlungsobjekten und ihrer Zuordnung zu den jeweiligen Fachwissenschaften gewidmet. Diese Orientierung wird den Herausforderungen des digitalen Informationszeitalters in Gestalt digitaler Kopien, komplexer Hypertexte und globaler Verfügbarkeit ausgesetzt und bedarf daher einer Anpassung, die darüber hinaus die Voraussetzung für den veränderten Rahmenbedingungen angepaßte Ausstellungs- und Vermittlungsstrategien bildet.

Siehe auch

  • Thomas Tunsch: Geschichtsbuch oder Gesichtsbuch? Was Bilder wirklich sagen …

Referenzangaben

  1. Witthaut, Dirk. Digitalisierung und Erhalt von Digitalisaten in deutschen Museen. nestor - Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung und Langzeitverfügbarkeit Digitaler Ressourcen für Deutschland: Nestor-Materialien ; 2. Frankfurt am Main: Nestor, 2004. http://edoc.hu-berlin.de/series/nestor/mat2/PDF/mat2.pdf.
  2. Ludewig, Karin. Der wissenschaftliche Anspruch bei der Museumsdokumentation - unter besonderer Berücksichtigung aktueller Probleme des Urheberrechts. gehalten auf der Herbsttagung des Museumsverbands Schleswig- Holstein e.V., Mölln, 2009. http://www.iuwis.de/content/der-wissenschaftliche-anspruch-bei-der-museumsdokumentation-unter-besonderer-ber%C3%BCcksichtigu-1.
  3. Waidacher, Friedrich. Vom redlichen Umgang mit Dingen: Sammlungsmanagement im System musealer Aufgaben und Ziele. gehalten auf der Workshop zum Sammlungsmanagement, Berlin, Institut für Museumskunde, 29. Oktober 1996. http://www.dhm.de/~roehrig/demuseum/texte/dinge.htm.
  4. Lampe, Karl-Heinz, International Council of Museums Deutsches Nationalkomitee, Siegfried Krause, und Martin Doerr, Hrsg. Definition des CIDOC Conceptual Reference Model : Version 5.0.1, autorisiert durch die CIDOC CRM Special Interest Group (SIG). Berlin: ICOM Deutschland, 2010. http://www.icom-deutschland.de/client/media/380/cidoccrm_end.pdf.
  5. Sanderhoff, Merete, Hrsg. Sharing Is Caring: Openness and Sharing in the Cultural Heritage Sector. Copenhagen: Statens Museum for Kunst, 2014. http://www.smk.dk/fileadmin/user_upload/Billeder/forsiden/94124_sharing_is_Caring_UK.pdf.
  6. Kelly, Kristin, Council on Library and Information Resources, und Andrew W. Mellon Foundation. Images of Works of Art in Museum Collections: The Experience of Open Access : A Study of 11 Museums. Washington, DC, 2013. http://www.clir.org/pubs/reports/pub157.
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